Costa de Almería

Donnerstag, September 29, 2011 @ 04:09 PM

Die etwa neuntausend Quadratkilometer große Costa de Almería (auch Costa del Almeria) befindet sich im Südosten Spaniens in der gleichnamigen Provinz, die ihrerseits zur autonomen Gemeinschaft Andalusien zählt. Der sehr sonnenreiche Küstenabschnitt (3.000 Sonnenstunden/Jahr) reizt viele internationale Urlauber und war zugleich Anlass für den Bau des größten Sonnenkraftwerkes in Europa (Platforma Solar Almerá).

Etwa 680.000 Einwohner zählt die Provinz Almería, deren Haupteinnahmequellen der Tourismus und der Gemüseanbau sind. Deshalb mag auch der ein oder andere zunächst etwas erschrecken, wenn er über die Weite der Plastikfelder schaut. Über 30.000 Hektar werden heute für den Gemüseanbau unter Plastikplanen genutzt. Die sorgten dann auch für den Beinamen der Region als „Gemüsegarten Spaniens“. Der Anblick mag zwar auf den ersten Blick keine Schönheit darstellen, doch die Region war vor dieser Art der Agrarbewirtschaftung sehr arm. Das mag vielleicht das Verständnis vergrößern, zumal es neben diesen Treibhäusern noch wunderschöne Landschaften gibt, deren Flora und Fauna mit einigen Besonderheiten besticht.

Klima

Durch die vielen Sonnentage ist das Klima an der Costa de Almería von milder Art. Die Durchschnittstemperatur im gesamten Jahr liegt bei 20° Celsius. In den Wintermonaten fällt das Thermometer selten unter die 10 Grad-Marke. Doch selbst dann lädt das Meer mit 17 Grad immer noch zum Baden ein, zugegebenermaßen eher für die Hartgesottenen. Im Hochsommer muss aber auch mit Tagestemperaturen von über 40° C gerechnet werden, die verbringt man dann am besten am Strand. Die Meereswassertemperatur klettert dann ebenfalls höher und liegt bei bei etwas über 20 Grad.

Landschaft

Die Provinz Almería ist eine sehr trockene Gegend, so dass das Landschaftsbild hauptsächlich ein eher karges ist. Große Bäume oder Wälder sind so gut wie gar nicht zu finden. Hin und wieder gibt es mal einen Hain aus Pinien. Sträucher und Kakteen beeinflussen die Flora. Die Sisal-Agave und die Agave americano sind öfter anzutreffen. Wenn im Frühjahr die Agave ihren Blütenstamm austreibt, kann der Betrachter fast täglich sehen, wie viel der Stamm gewachsen ist. Hat die Pflanze dann ihre Samen abgeworfen, die sich am oberen Ende des Stamms in Kapseln befinden, stirbt die Agave ab. Zu der Zeit ist sie ungefähr fünfzehn bis zwanzig Jahre alt und umgeben von vielen kleinen Nachkommen. Desweiteren erfreuen sich Botaniker an der Zwergpalme und an einigen kleinen Pflanzen, die nur in dieser Provinz vorkommen.

Strand von Cabo de Gata

Bild: Strand von Cabo de Gata; by Andy Roberts unter der CC

An der Küste wechseln sich raue Steilküsten und romantische, kleine Buchten mit Sandstränden ab. Daneben gibt es sehr lange Sandstrände, wie der am Ort Cabo de Gata, in der Feriensiedlung Retamar, an der Stadt Almería und in Roquetas. In diesen Orten spielt sich im Sommer auch der Großteil des touristischen Treibens ab. Da an der Costa de Almería der Parque Natural Cabo de Gata liegt, sind auch noch sehr viele unberührte Strandabschnitte zu finden. Die Landschaft außerhalb der Küste ist besonders in den Frühlingsmonaten fantastisch und abwechslungsreich. Es ist immer wieder erstaunlich, welch zarte Pflanzen sich durch den harten und trockenen Boden kämpfen. Im April und Mai schaut man dann auf Felder mit verschiedenfarbigen Pflanzen. In diesen Zeiten ist nichts mehr von karger Landschaft zu spüren.

Die Tierwelt in der Provinz ist ebenso faszinierend wie die Pflanzenwelt. Hier leben Ginsterkatzen, Füchse, Rothunde und Wildschweine. Es ist schon bemerkenswert, wie beispielsweise die Wildschweine in dieser trockenen Ecke überleben können. Zudem kann der Wanderer immer mal wieder auf eine der verschiedenen Echsenarten treffen. Unter anderem kann ihm die große Perleidechse begegnen. Zudem gibt es einige Schlangenarten. Auch Skorpione leben in dem Klima der Halbwüste. Zusätzlich singt die Dupont-Lerche und auch der Wüstengimpel sowie der Triel sind hier zuhause.

Gesellschaftliches Leben und kulinarische Genüsse

Spanier sind grundsätzlich sehr gesellig und auch das Familienleben hat hier noch Vorrang. So wird sich gerne und oft getroffen, um gemeinsam zu essen und zu plaudern. In den Dörfern sitzen abends die Älteren vor ihren Häusern, wobei es niemanden zu stören scheint, wenn viele Autos an ihnen vorbei fahren. Auch trifft man sich sehr oft in Cafés und Bars. Früh morgens sind dort in erster Linie Männer anzutreffen, die ihren Carajillo trinken. Diese Tradition ist insbesondere unter den Arbeitern immer noch üblich, die sich diesen Espresso mit Brandy gern vor Arbeitsbeginn genehmigen. Hausfrauen treffen sich hingegen meistens dann in Cafés, wenn sie auf den Wochenmärkten einkaufen gehen. Sie genießen allerdings eher einen Café Solo (Espresso) oder einen Café cortado (Espresso mit etwas Milch).

In den Frühlings- und Sommermonaten sieht der Urlauber immer mal wieder spanische Familien, die sich zum Picknick am Strand treffen. Dieses sieht allerdings anders aus als man es vielleicht kennt. Zunächst wird auffallen, dass scheinbar unendlich viele Kühlboxen transportiert werden. Da sind all die Zutaten drin, die zum Kochen notwendig sind, denn ein Picknick bedeutet keineswegs nur Essen von kalten Speisen. Meistens wird eine Paella zubereitet, daneben finden Oliven, Tomaten und andere Kleinigkeiten Platz auf den Tischen.

Kinder nehmen den ersten Platz in der Gesellschaftsordnung ein. Sie gehören immer dazu und so verwundert es nicht, dass am Samstag im Sommer auch Kinder in der Diskothek zu finden sind. Allerdings spielt sich das Leben im Hochsommer eher in den Abendstunden ab, so dass auch Fiestas (Feste) erst spät beginnen. Deutsche Touristen müssen sich auch mit den Öffnungszeiten der Restaurants arrangieren. Das Mittagessen findet um 14 Uhr statt. Wer abends vor 20 Uhr essen gehen möchte, wird in der Regel vor verschlossenen Türen stehen oder feststellen müssen, dass es zwar schon Getränke gibt, aber der Koch noch gar nicht da ist.

Die kulinarischen Genüsse sind häufig eine Mischung aus spanischen und arabischen Spezialitäten. Dies rührt aus der Geschichte Spaniens her, denn die Mauren haben lange Zeit Andalusien besetzt und somit auch Almería. Meeresfrüchte sind an der Costa de Almería natürlich immer zu bekommen und auch die Paella gibt es meistens mit Fischen, Gambas, Tintenfischringen und Muscheln.

Die Gazpacho gehört auf jeden Fall in die Sommerküche. Dabei handelt es sich um eine kalte Suppe, die ursprünglich von den Hirten gegessen wurde. Normalerweise wird sie aus Brot, Salz, Öl, Essig und Knoblauch hergestellt. Mittlerweile fügt man allerdings Tomaten oder Gurken hinzu. Tapas sind noch in jeder Bar an der Costa de Almería zu bekommen. Hier gehört zu jedem bestellten Bier ein Tapa dazu. Das sind kleine Gerichte, die heute sehr vielseitig serviert werden. Tapa bedeutet Deckel und damit begann auch die Tradition der Tapas. Damit keine Fliegen in das Getränk fallen konnten, wurde ein Deckel auf das Glas gelegt. Irgendwann wurde angefangen, auf diesen Deckel ein paar Oliven oder andere Kleinigkeiten zu legen. Mit der Zeit verfeinerte man diese Happen und heute ist eine regelrechte Tradition daraus entstanden.

Tourismus und Ausflugstipps

Da Almería einen eigenen Flughafen besitzt (IATA-Code: LEI), kann die Costa de Almería direkt angeflogen werden. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass viele Flüge aus Deutschland nach Almería teurer sind als zum Flughafen Alicante oder Málaga (beide liegen etwa 200 km von Almería entfernt). Zudem gibt es nur eine deutsche Non-Stop-Verbindung nach Düsseldorf, bereitgestellt durch Ryan Air. Air Berlin bietet Umsteigemöglichkeiten am Drehkreuz in Palma de Mallorca. Der Flughafen von Almería befindet sich direkt am Meer, 9 km außerhalb der Provinzhauptstadt (die Buslinie 20 verkehrt Mo-Fr alle 50 Minuten zwischen Flughafen und Innenstadt, am Wochenende und Feiertagen alle 1 1/2 Stunden). Sämtliche Ferienorte sind vom Aeropuerto de Almería sehr gut zu erreichen, z.B. mit dem Taxi oder einem Mietwagen.

Retamar

Playa de Retamar

Bild: Strand von Retamar (Playa de Retamar); by Manuel Martín unter der CC

Retamar gehört zu den Orten am Golf von Almería, die für einen Urlaub wie gemacht sind. Auch viele Spanier kommen in den Sommermonaten nach Retamar. Zudem bietet sich der Ort ideal als Winterquartier älterer Reisender, die Wert auf eine gute medizinische Versorgung in der Nähe ihrer Unterkunft legen, an. In Retamar befindet sich das kleine Hospital El Toyo, welches einen sehr guten Ruf genießt. Im Ort sind Hotelanlagen und Ferienwohnungen wie auch Ferienhäuser zu mieten, die größtenteils sehr modern und neu sind.

Roquetas

Ein anderer sehr beliebter Ferienort für deutsche Gäste ist Roquetas. Auch dort sind viele Geschäfte und Bars zu finden, in denen deutsch gesprochen werden kann. In Roquetas leben auch so einige deutsche Residenten, die ihren Lebensabend in der sonnigen Region genießen. So sind bayrische Stammtische und deutsche Vereine in diesem Küstenort absolut keine Seltenheit.

San José

Urlauber, die eher unter Einheimischen verkehren möchten, sind beispielsweise in San José gut aufgehoben. Dieser kleine Ort direkt am Meer hat einen ganz besonderen Charme. Im Hochsommer sind zwar auch hier viele Touristen zufinden, doch in allen anderen Monaten des Jahres ist San José ein sehr ruhiges Örtchen. Die Strände Los Genoveses und Playa de Monsul sind von einzigartiger Schönheit mit unberührter Natur, da dieser Strandabschnitt unbebaut ist und bleibt. Außerdem wird in der Gegend großer Wert auf den Naturschutz gelegt. So kann in der Hochsaison nur mittels Shuttlebus zum Küstenstreifen gefahren werden. Der Strand Los Genoveses ist der erste den man beim Hineinfahren sieht. Die Wassertiefe ist hier sehr niedrig, so dass Kinder ihren Spaß haben werden. Ein kleiner Pinienwald unmittelbar am Strand wird gerne als Schattenspender benutzt. Fährt man weiter entlang des Naturweges, so gelangt man an den Playa de Monsul, dessen Wahrzeichen ein großer schwarzer Vulkanfelsen ist.

Cortijo del Fraile

Zwischen San José und dem ehemaligen Goldminenort Rodalquilar befindet sich das Cortijo del Fraile. Dieses Gehöft steht seit 2011 unter Denkmalschutz und wurde im 19. Jahrhundert von Dominikanermönchen gebaut (Fraile = Mönch). In den 30er Jahren ereignete sich hier eine Familientragödie, die dem Schriftsteller Federico García Lorca als Vorlage für sein Theaterstück „Bluthochzeit“ diente. Das Cortijo ist in privater Hand und verfällt zusehends, da sich niemand für die Erhaltung verantwortlich fühlt. Dennoch ist es ein sehenswertes Gebäude, das von der typischen Naturlandschaft Almerías umgeben ist. Rodalquilar kann von dort aus oder über die Küstenstraße erreicht werden. Neben Gold wurden auch noch andere Mineralien abgebaut, erst im Jahre 1990 wurde die Mine geschlossen. Der kleine Ort selbst hat eine ganz romantische Ausstrahlung, die schon alleine durch die verwinkelten Gassen und die heute leerstehenden ehemaligen Häuser der Minenarbeiter entsteht. Im botanischen Garten wird erforscht, wie die Pflanzen der Costa de Almería erhalten werden können. Hier haben sich viele Künstler niedergelassen, sodass immer mal wieder eine Kunstausstellung besucht werden kann. Strandlieberhaber werden am Playa Playazo ihre Freude haben, denn auch dieser ist von einmaliger Schönheit und Unberührtheit geprägt.

Parque Natural Cabo de Gata

Playa de los Genoveses

Bild: Playa de los Genoveses im Parque Natural Cabo de Gata; by Yann/untipografico unter der CC

Der Naturschutz wird an der Costa de Almería groß geschrieben. Dafür verantwortlich ist vor allem der Parque Natural Cabo de Gata. Dieser lädt nicht nur zum Tauchen im Nass ein, sondern auch zu ausgiebigen Wandertouren. Naturbelassene Strände und ruhige Orte resultieren aus dem besonderen Verhältnis. Ein Anziehungspunkt sind die Salinas de Cabo de Gata, wo man im Winter Flamingos und andere Vögel beobachten kann. Die Salzseen sind ebenfalls geschützt: Damit die Zugvögel in Ruhe brüten können, wurden extra Holzhäuser aufgestellt, in denen sich Ferngläser befinden, durch die der Besucher die Vögel betrachten kann.

Nijar

Ein Ausflug lohnt auch das Dorf Nijar, wo immer noch handgewebte Teppiche, Töpferware und geflochtene Körbe und Schuhe aus Espartogras hergestellt werden. Vor dem Ort befindet sich der Krater eines längst erloschenen Vulkanes, der sich „La Granadila“ nennt, was auf die Halbedelsteine zurückzuführen ist, die hier in Mengen gefunden werden können. Die Granate wurden ehemals dort abgetragen. Heute lohnt sich eine Wanderung in diesen Krater, denn schon zu Beginn des Weges funkeln die sehr kleinen Steine. Nach einem Regentag sind die Pfade rötlich, da dann die Granate vom Regenwasser gereinigt wurden.

Almería

Die Stadt Almería beeindruckt mit einem großen Hafen, von dem aus auch Schiffe ablegen, die Kurs gern Nordafrika nehmen. Gegenüber des Hafens thront die maurische Festung Alcazaba, von der der Besucher einen herrlichen Blick über die Stadt und die Küste bis hinüber nach Roquetas hat. Viele Geschäfte und Einkaufsstraßen laden in Almería zum Einkaufsbummel ein. Seit 1993 gibt es eine Universität direkt vor den Toren der Provinzhauptstadt, in der heute mehr als fünfzehntausend Studenten eingeschrieben sind.

Westernstadt in Tabernas

Urlauber, die an der Costa de Almería ihre Ferien verbringen, sollten sich auch die Westernstadt in Tabernas anschauen. Dort wurden sehr viele Western gedreht, auch für den Film „Der Schuh des Manitu“ diente sie als Drehort. Sowohl die Westernstadt mit ihren Filmkulissen wie auch Mini-Hollywood (Freizeitpark mit Tierpark) sind einen Ausflug wert.

One Response to “Costa de Almería”

  1. Heiko sagt:

    Sehr beeindruckend ist das Museum „Refugio de la Guerra Civil“ (Übersetzung: Schutz vor dem Bürgerkrieg) in der Provinzhauptstadt Almería.

    Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 – 1939) wurden spanische Städte von der deutschen Wehrmacht unter der geheimen Operation Condor angegriffen. In Almería wurden, aufgrund der Bombardierung, bis zu 200 Gebäude zerstört. Zum Schutz der Bevölkerung wurde unterhalb der Stadt Almería ein Tunnelsystem von etwa 4,5 km Länge erbaut. Das Tunnelsystem bot bis zu 40.000 Menschen Zuflucht. Das teilweise sehr enge und schmale Tunnelsystem kann heutzutage besichtigt werden, die geführten Besichtigungen werden in spanischer Sprache gehalten.

    Museo Refugio de la Guerra Civil
    Plaza Manuel Pérez García, s/n 04001 Almería
    Telefon: 950 268 696


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