Provinz Soria (Spanien)

Sonntag, Januar 23, 2011 @ 11:01 PM

Die bergige Provinz Soria in Nordspanien gehört zur Autonomen Gemeinschaft Kastilien-León. Das gut 10.000 km² große Gebiet wird im Norden von der Region La Rioja begrenzt, im Osten von der Provinz Saragossa, im Süden von Gadalajara, im Südwesten grenzt Segovia und im Nordwesten Burgos. Eindrucksvolle Naturräume und ein kunst- sowie kulturhistorisches Erbe bieten spannende, berührende Ausflugsziele, die Soria zu einem interessanten Urlaubsziel in Spanien machen.

In der Provinz lebten im Jahr 2009 gut 95.000 Einwohner. Nur etwas mehr als 9 Einwohner kommen hier auf den Quadratkilometer, damit hat die Provinz Soria die geringste Bevölkerungsdichte aller spanischen Provinzen. Grund dafür ist, dass Soria eine sehr ländliche Gegend ist, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt. Die Industrialisierung begann erst vor ungefähr 15 Jahren. Die Stadt Soria ist die einzige größere Stadt unter den insgesamt 183 Gemeinden (acht Comarcas) und selbst hier leben nur ca. 37.000 Menschen.

Numantia – die letzte Bastion gegen die Römer

Die Geschichte der Provinz Soria ist sowohl von arabischen als auch von keltoromanischen und baskischen Einflüssen geprägt. Ablesbar sind diese an den Gebäuden, ebenso aber auch an der Mentalität der Menschen. Von den Basken sollen die Menschen in der Provinz Soria ihren Hang zur Unabhängigkeit haben. Auch die vorherrschende Bauweise, bei der die einzelnen Häuser getrennt errichtet werden, soll auf baskische Einflüsse zurückgehen. Geschichtlich bedeutsam ist vor allem Numantia (römisch; spanische Schreibweise: Numancia), eine keltiberische Siedlung, die im Jahr 153 vor Christi als einzige der römischen Belagerung standhält. Doch auch sie muss sich schließlich ergeben und im Jahr 133 vor Christus ist ganz Iberien in römischer Hand. 1882 wurde Numantia zum ersten spanischen Nationaldenkmal erklärt.

Ihre Blütezeit hatte Soria im 14. Jahrhundert. Von dort stammten die Leibwächter von König Alfonso VII und die Provinz war Standort der Ratssitzung der „Mesta“, einer mittelalterlichen Vereinigung der Schafszüchter aus Kastilien. Aus der Provinz stammt auch das Heldenepos „El Cantar del Mío Cid“, das die Geschichte des spanischen Ritters Rodrigo Díaz de Vivar (1043-1099) erzählt, der als Volksheld „El Cid“ in die spanische Geschichte einging.

Landschaft und Klima der Provinz Soria

San Saturio in der Provinz Soria

Bild: Wallfahrtskirche San Saturio am Duero; by Miguel Ángel García unter der CC

Im Süden beherrscht die kastilische Hochebene mit ihren vielen verschiedenen Brauntönen die Landschaft, der Norden wird durch große Wälder bestimmt, die hauptsächlich aus Pinien und Eichen bestehen. Fruchtbare Flusstäler, allen voran die Ufer des Río Duero verstärken noch den Eindruck vom „grünen“ Soria. Der Duero ist fast 900 km lang und mündet bei Porto, der Hauptstadt Portugals, in den Atlantik.

Die Provinz Soria ist bei den Südspaniern gerade im Sommer sehr beliebt. Während der Süden der Iberischen Halbinsel dann in der Hitze kocht, bleibt in Soria das Klima immer erträglich. Die Provinz liegt im Durchschnitt mehr als 1.000 m über Normalnull und dementsprechend kurz ist der Sommer. Bereits Ende September sind die Nächte empfindlich kalt. Die Campingplätze und die Badestrände am Pozo-Stausee liegen verlassen da. Die Saison ist zu Ende. Wer Lust auf Kultur hat und das geschichtliche Erbe von Soria kennenlernen will, für den ist dann die optimale Reisezeit.

Wirtschaft & Tourismus in der Provinz Soria

Die Haupteinnahmequelle der dünn besiedelten Provinz ist die Landwirtschaft. Erst 15 Jahre ist es her, als die Industrialisierung in Soria Einzug gehalten hat, die Folge davon ist, dass die wenigen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft durch große Maschinenparks ersetzt wurden und sich die Region immer mehr entvölkert. Die Hauptprodukte sind Weizen, der in Monokultur angebaut wird, weiterhin die Fleischproduktion, hier vor allem Rind und Schaf.

Touristisch ist die Provinz durch drei große Wanderrouten erschlossen. Reisende und Wanderer finden in den gastronomischen Einrichtungen eine gute regionale Küche und eine Auswahl an Weinen mit der Ursprungsbezeichnung Ribera del Duero. Die Weine der Provinz Soria stammen aus dem Anbaugebiet San Esteban de Gormaz. Durch diesen Ort führen zwei berühmte Straßen: die „Ruta de Lana“ (Wollstraße) und der „Camino del Cid“ (Weg des Cid).

Als weitere touristische Attraktion hat die Provinz zwei Golfplätze im Angebot. Einer davon liegt auf einer Höhe von 1.100m inmitten eines Eichenwaldes, der andere in der Gemeinde Morón de Almazán.

Kulinarisches

Die Küche der Provinz Soria ist durch Fleischgerichte gekennzeichnet. Geschmortes Zicklein und Lammfleisch sind dabei die Hauptgerichte. In der Stadt Soria gilt auch Schweinefleisch als Spezialität. Hier erhält man in einigen Restaurants auch noch die traditionellen Hirtengerichte wie zum Beispiel die „migas“, die aus Brotkrumen mit Knoblauch und Schweinefleisch bestehen. Ein weiteres typisches Produkt der Region ist die handgemachte Butter. Zum Essen genießt man am besten einen Wein mit der Ursprungsbezeichnung Ribera del Duero, die ebenfalls zum Teil aus der Provinz Soria stammen.

Wer Pilze liebt, der wird im Norden von Soria fündig. Es gilt als Dorado für Pilzkenner. In den Restaurants fehlen verschiedene Pilzgerichte auf keiner Speisekarte und wenn man Glück hat, dann findet man auch Gerichte mit Steinpilzen oder Trüffeln.

Feste in der Provinz Soria

Natürlich wird in Soria auch gefeiert. Wie im übrigen Spanien gibt es hier traditionelle Feste, wie zum Beispiel das Schlachtfest von Burgo de Osma, das an den Wochenenden im Februar und im März gefeiert wird. Mit diesem wird eine Tradition gewürdigt, die in den ländlichen Gegenden tief verwurzelt ist. Die ganze Familie schlachtet gemeinsam ein Schwein und stellt daraus verschiedene Produkte wie Wurst, Schinken und ähnliches her. Heute ist das Fest eine touristische Attraktion, die mit Folkloregruppen, Dudelsackspielern und anderen Auftritten untermalt wird. Burgo de Osma liegt ganz in der Nähe der Lobos-Schlucht Cañón del río Lobos, die zum Naturpark erklärt wurde.

In Medianaceli findet jedes Jahr im November das „Toro de Júbilo“ statt. Dabei werden einem Stier die Hörner angebrannt. Um den Stier herum werden weitere Feuer entfacht. Dieses Fest wird von verschiedenen Organisationen als Tierquälerei angeprangert und war zu verschiedenen Zeiten verboten.

In Aliud findet im Oktober das Rosenkranzfest statt, bei dem zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz gefeiert wird. Der Brauch stammt aus dem 16. Jahrhundert als Dank dafür, dass die christliche Flotte in der Seeschlacht von Lepanto gesiegt hatte. Weitere Feste finden in dem Ort, der im Jahr 2006 gerade mal 25 Einwohner hatte, am letzten Wochenende im August statt.

Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten

Für Badeurlauber ist die Provinz Soria nicht das richtige Reiseziel, aber wer kulturinteressiert ist und gerne wandert, der wird viele spannende Orte entdecken.

Die Provinzhauptstadt Soria

Sehenswert ist die gleichnamige Hauptstadt, in der etwa 40% der Einwohner der Provinz leben. Die Stadt liegt am Oberlauf des Duero, ihre Geschichte ist durch den Widerstand gegen die römische Belagerung eng mit Numantia verknüpft. Im Mittelalter war Soria eine bedeutende Produktionsstätte für Wollprodukte. Die Spuren des damaligen Wohlstandes finden sich noch heute in vielen Gebäuden wieder. In der Hauptstadt, die noch immer ihre mittelalterliche Struktur bewahrt hat, findet man bedeutende romanische Bauwerke, wie zum Beispiel die Kirche Santo Domingo aus dem 12. Jahrhundert oder die Kirche Santa María la Mayor. Neben den Sakralbauten überzeugt Soria durch den Plaza Mayor, an dem auch das Haus der Geschlechter und der Doña Urraca-Turm zu finden sind sowie mit mehreren Herrschaftsbauten aus verschiedenen Epochen. Geschichtlich interessant ist das Numantinische Museum mit seiner archäologischen Sammlung. Im Umkreis der Stadt bieten sich attraktive Naturziele in der Dueroebene. Das romanische Kloster Monasterio de San Juan de Duero ist durch seine Stellung als bedeutendes Bauwerk mit romanischer Architektur ebenfalls sehenswert.

Numancia

Numancia - archäologische Fundstätte

Bild: Die archäologische Fundstätte Numancia in der Provinz Soria; by dr_zoidberg unter der CC

Ganz in der Nähe der Hauptstadt liegt Numancia, eine bedeutende archäologische Fundstätte aus der Kupfer- und Eisenzeit. Die erste Besiedlung erfolgte vor 2.000 Jahren. Numancia war die letzte Bastion im Widerstand gegen die Römer und kann gegen eine geringe Gebühr besichtigt werden.

Medinaceli

Von Medinaceli aus überblickt man das Jalón-Tal mit seinen wilden Bergen und der ungewöhnlichen Pflanzenwelt. Der Ort wurde zum Historischen Ensemble erklärt. Ein alter römischer Triumphbogen aus dem 2. und 3. Jahrhundert, die spätgotische Stiftskirche Santa María de Medinacel oder das Kloster Santa Isabel sind interessante Sehenswürdigkeiten. Im Norden der Stadt findet man die Reste einer alten maurischen Burg.

El Burga de Osma

Auf der Route des Duero liegt El Burga de Osma, eine mittelalterliche Bischofsstadt, in der die mittelalterliche Bauweise noch ausgezeichnet erhalten ist. Mittelpunkt der Stadt ist die Kathedrale, die im Jahre 1232 über einem romanischen Tempel erbaut wurde. Neben der Besichtigung von weiteren historischen Gebäuden bietet sich ein Ausflug in die Lobos-Schlucht an. Der Cañón del río Lobos ist durch seine vielen Grotten und Klippen Lebensraum für seltene Tiere wie Adler und Schmutzgeier.

San Esteban de Gormaz

Im Westen der Provinz liegt San Esteban de Gormaz, eine weitere Ortschaft, die zum Historischen Ensemble erklärt wurde. Der historische Stadtkern ist eine alte Burg, von der aus man die ganze Gegend überschauen kann. Die Kirchen San Miguel und Nuestra Señora del Rivero sind bedeutendes spanisches Kulturgut.

Route des Duero

Wer eine Rundreise durch die Geschichte der Provinz Soria plant, der sollte sich an die Route des Duero halten. Die Tour führt durch die schönsten Städte Sorias. Unter anderem besucht man Almazán, mit seinem historischen Stadtkern, Berlanga de Duero und die Tovar-Burg und Calatañazor, in dem die romanische Kirche Nuestra Señora del Castillo steht.

Wanderroute GR 86

Wer Sorias Naturraum erwandern will, für den stehen einige ausgeschilderte Wanderrouten bereit, allen voran die GR 86: Sendero Ibérico Soriano. Ein Teil dieses Fernwanderweges führt durch das Iberische Randgebirge in Soria, überquert nahezu alle Bergketten der Provinz. In Richtung Süden verlässt man Soria und wandert durch die Ausläufer des kastilischen Scheidegebirges. Wer hier entlang läuft, kommt an allen historischen Sehenswürdigkeiten vorbei, sollte aber eine gute Konstitution haben, da der Schwierigkeitsgrad der Tour hoch ist.

Parque Natural del Cañón del Río Lobos

Der einzige Naturpark der Provinz, der Parque Natural del Cañón del Río Lobos, wird vom Lobo durchquert. Der Kalkstein-Canyon mit seinen steil aufragenden Wänden ist mit Felsenpflanzen bewachsen, Kiefern, Sadebäume und Gebüsch prägen das übrige Landschaftsbild. Im Inneren des Parks liegt eine Einsiedelei, die dem Templerorden zugeschrieben wird.

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